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„Wir unterstützen unsere Kunden beim Wachsen“

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Interview mit Thomas Wiesmann, Director Sales Logistic Systems bei der BEUMER Group

Auf der LogiMAT 2019 in Stuttgart präsentierte die BEUMER Group ihren neu entwickelten BG Sorter aus dem Geschäftsfeld Sortier- und Verteiltechnik. Die Hochleistungsanlage ermöglicht eine präzise und kontrollierte Bearbeitung ganz unterschiedlicher Packstücke. Für optimale Warenflüsse hat der Systemintegrator zudem ein effizientes Warehouse Control System im Programm. Wie Anwender von dieser umfassenden Kompetenz profitieren können und welche Trends auf sie zukommen, erklärt Thomas Wiesmann im Interview. Er ist Director Sales Logistic Systems bei der BEUMER Group.

Herr Wiesmann, auf der LogiMAT haben Sie den neu entwickelten BG Sorter gezeigt, den die BEUMER Group im Jahr 2018 erstmals präsentierte. Wie kam die Hochleistungssortieranlage am Markt an?

Wiesmann: Sehr gut. Wir haben seit der Markteinführung schon einige spannende Projekte realisieren können. Dazu gehört zum Beispiel das neue Verteilzentrum der Österreichischen Post in Wernberg in Kärnten. Täglich werden hier bis zu 30.000 Pakete ausgeliefert. Unser BG Sorter ist das Herzstück des Zentrums. Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit und vor allem Geschwindigkeit stellen in dieser Branche ein wertvolles Gut dar, das bei den Kunden an oberster Stelle steht. Die Österreichische Post wird mit unserer Anlage als einziger Paketdienstleister in Österreich sechs Tage in der Woche zustellen, von Montag bis Samstag. Der BG Sorter ist leistungsstark, energieeffizient und extrem leise – sehr zum Wohle der Mitarbeiter.

Was zeichnet diesen Hochleistungssorter aus, und wie profitieren die Anwender konkret davon?

Wiesmann: Mit unserem BG Sorter erhalten Betreiber eine sehr genaue und kontrollierte Sortierung bei maximaler Flexibilität. Das heißt: Es können sowohl Kippschalen- als auch Quergurtsorter in den Kundenanlagen zum Einsatz kommen. Damit bietet die neue Sorter-Familie für jede Stückgutart die richtige Variante. Zur Sortierung ganz unterschiedlicher Artikel wie Pakete oder Tüten stellt der BG Sorter CB („cross belt“) eine verlässliche Lösung dar. Mit dem sogenannten „Full-Cross-Belt-Design“ sind die Quergurtförderer so ausgeführt, dass sie eine maximale Gurtbreite erreichen. Der konkrete Vorteil für die Kunden: Bei gleicher Sortergröße steht mehr nutzbare Gurtfläche zur Verfügung. Das Risiko, dass Produkte zwischen den Gurten liegen bleiben, wird reduziert. Auch die Kippschalen-Ausführung bietet einige Vorzüge. Wir haben die Kippschalen so gestaltet, dass sich kein Fördergut zwischen den Schalen verklemmen kann. Das sogenannte „Closed Deck“ schließt die Lücke dazwischen. Diese Funktion reduziert Stillstandszeiten und vermeidet mögliche Schäden am Sorter oder an der Ware. Der Betreiber ist flexibler bei der Handhabung unterschiedlich großer Artikel. Die Kippschalen-Ausführung kann Artikel mit einem Gewicht von bis zu 60 Kilogramm transportieren. Die Baureihe ist zudem mit dem bewährten, auf Servoantrieben basierenden OptiDrive oder mit dem berührungslosen Linearsynchronmotor als Antriebssystem erhältlich. Beide reduzieren im Vergleich zu Wettbewerbsprodukten den Energiebedarf und die CO2-Emissionen.

Sie haben mit dieser Entwicklung das Beste aus der Crisplant Technologie und das Beste aus der BEUMER Technologie vereint. Können Sie uns dazu nähere Informationen geben?

Wiesmann: Sowohl Crisplant, die heute unter dem Namen BEUMER Group A/S firmiert, als auch wir haben uns über Jahrzehnte ein umfangreiches Know-how in der Entwicklung hochwertiger Sortieranlagen erarbeitet. Seit der Akquisition im Jahr 2009 konnten wir unser Portfolio vergrößern, Synergien nutzen und die Stärken in der Technik weiter ausbauen. Mit dem BG Sorter vereinen wir nun zukunftsweisende Eigenschaften, die einen neuen Maßstab in der Sortierung eines möglichst großen Produktmixes setzen. Mit dem skalierbaren System unterstützen wir unsere Kunden bei zukünftigem Wachstum und Veränderungen des Marktes.

Welche Anforderungen stellen Online-Händler heute an die Sortiertechnik und wie haben sich diese in Lauf der vergangenen Jahre verändert?

Wiesmann: Der Wettbewerbsdruck auf Post- und KEP-Unternehmen nimmt weiter zu. Sie müssen nicht nur Kosten einsparen, sondern umweltbewusster agieren und marktbestimmenden Trends folgen. Grundsätzlich wird die Materialflusstechnik komplexer, die Anlagen müssen immer spezifischere Aufgaben erledigen können oder sich an veränderte Gegebenheiten anpassen lassen. Höchst effiziente Prozesse sind erforderlich, um eine schnelle Auslieferung der Pakete an den Kunden zu ermöglichen. Der Versandhandel bietet immer mehr Produkte an, die wegen ihrer Dimensionen bislang schwer automatisch zu transportieren waren. Um den gestiegenen Leistungsanforderungen gerecht zu werden, ist mehr Automation erforderlich. Zudem steigt die Anzahl der benötigten Sortier- und Verteilanlagen, denn um Kunden noch schneller beliefern zu können, werden mehr kleinere Verteilzentren in Kundenähe gebaut.

Um komplette Materialflüsse in Verteilzentren vom Wareneingang bis zum Warenausgang in Echtzeit zu steuern, bieten Sie als Systemintegrator ein flexibles und modular aufgebautes Warehouse Control System (WCS) an. Was zeichnet diese Lösung aus?

Wiesmann: Unser WCS vernetzt und steuert Materialflüsse von der Qualitätssicherung, dem Picken der Waren, der Kommissionierung bis zum Warenausgang zentral und abhängig von der jeweiligen Auslastung. Wie effektiv dieses ist, zeigt zum Beispiel der Einsatz im neuen Europa-Logistikzentrum des polnischen Auto-Ersatzteilehändlers Inter Cars in der Nähe von Warschau. Dort steuert es den Pack- und den Warenausgangssorter sowie das Put-to-Light-System im Wareneingang, koordiniert das automatische Bereitstellen und Anbringen der zum Versand der Waren erforderlichen Etiketten und übernimmt das Routing der einzelnen Artikel auf den Förderstrecken. Diese Routenplanung optimiert die Leistung des Systems und steuert die Verteilung der verschiedenen Ersatzteiltypen.

Als zusätzliches Modul bieten wir Betreibern auch unser BG Fusion an. Mit dieser Visualisierung hat der Bediener eine webfähige Benutzeroberfläche für Konfiguration, Monitoring und Reporting zur Verfügung. Sie stellt Anlagendaten wie Alarme einheitlich und zentral dar und zeigt Status- und Störungsmeldungen sowie alle relevanten Daten an. Über die Schnittstelle zur Maschinensteuerung lässt sich der gesamte Anlagenstatus überwachen. BG Fusion kombiniert Maschinen- und Auftragsdaten, so dass der verantwortliche Mitarbeiter den aktuellen Auftragsstatus in Echtzeit verfolgen kann.

Warum werden solche Softwaresysteme immer wichtiger, und welchen konkreten Nutzen hat der Anwender davon?

Wiesmann: Sie sind das Bindeglied zwischen dem Enterprise Resource Planning (ERP) oder dem Warehouse Management System (WMS) des Kunden und dem gesamtem Materialflussequipment. Sie sorgen dafür, dass die Produkte innerhalb des Verteilzentrums in der gewünschten Zeit am richtigen Ort ankommen. Betreiber können ihre Prozesse optimal aufeinander abstimmen, ihren Durchsatz erhöhen und Kosten reduzieren. Mit unserem Know-how in der Sortiertechnik wissen wir genau, wie wir diese Systeme beim Anwender einsetzen können, so dass dieser den maximalen Nutzen erzielt.

Worauf haben Sie bei der Entwicklung der WCS-Software den Fokus gelegt?

Wiesmann: Anders als bei vielen Mitbewerbern liegt unser Fokus nicht darauf, die Prozesse des Kunden an das WCS anzupassen. Vielmehr passen wir das System mit seiner modularen Bauweise projektbezogen auf die jeweiligen Bedürfnisse des Kunden an.

Ausblick in die Zukunft: Welche Herausforderungen sehen Sie auf die Logistikbranche zukommen, und wie müssen sich Anbieter in punkto IT-Kompetenz weiterentwickeln?

Wiesmann: Der E-Commerce nimmt immer weiter Fahrt auf. Wir rechnen hier weiterhin mit einem zweitstelligen Wachstum pro Jahr. Um sich in diesem Umfeld gegen Wettbewerber behaupten zu können, hängt der Erfolg von Versandhändlern und Logistikdienstleistern künftig noch mehr von der Leistungsfähigkeit ihrer Verteilzentren ab. Um die Leistung zu steigern, ist die Digitalisierung unausweichlich.

Was heißt das nun konkret für uns Anbieter? Um zukunftsfähig zu sein, müssen wir die Kompetenz über Maschinen und Anlagen inklusive der nötigen Software und Steuerung mit digitalen Innovationen ergänzen. Die Kompetenz im Maschinenbau ist vorhanden. Wir haben gerade hier in Deutschland viele Hidden Champions, die es mit ihren Produkten und Systemen zum Weltmarktführer gebracht haben. Für die erforderliche digitale Kompetenz ist es aus meiner Sicht komfortabler, digitale Technologien zu adaptieren. Dazu haben wir die BEAM GmbH in Berlin gegründet. Mit diesem autark aufgestellten Company-Builder versuchen wir, einzigartige B2B-Aufgaben in der Logistik gemeinsam mit Start-ups zu lösen. Dazu wollen wir drei Firmen pro Jahr gründen und unter dem Dach der BEAM in eine eigene Gesellschaft überführen. Unser Ziel ist es, neue, aber auch disruptive Geschäftsfelder in der Logistik für uns zu erschließen.